Solidarische Landwirtschaft

Unter dem Begriff „Community Supported Agriculture (CSA)“ existieren seit vielen Jahren in Japan und in den USA Modelle der Zusammenarbeit zwischen Erzeugern und Verbrauchern. In den Kernpunkten in den USA und in Deutschland inspiriert von Rudolf Steiner, umgesetzt von Trauger Groh (vormals Landwirt auf dem Buschberghof) und Wilhelm Ernst Barkhoff (Mitbegründer der Bochumer GLS-Bank) entstanden auch deutschlandweit neben dem Buschberghof rechtliche, soziale und wirtschaftliche Konstruktionen, die sich im deutschsprachigen Raum unter dem Begriff „Solidarische Landwirtschaft“ etabliert haben.

Landwirtschaft in Freiheit ohne ökonomischen Zwang

Die Anpassung an die Marktsituation setzt die Landwirtschaft dem Zwang aus, nach fremden und nicht nach eigenen Maßstäben zu produzieren. Hingegen kann eine wirtschaftliche Sicherung der Landwirtschaft in gemeinschaftlicher Aufgabe auch die Lebensgrundlage der beteiligten Menschen sichern.
Wenn die Existenz des Betriebes durch Vorfinanzierung gesichert ist, müssen die entstehenden Produkte nicht mehr verkauft werden, denn sie sind bereits bezahlt und können an die finanzierenden Mitglieder verteilt werden. Dann gibt es auch keine direkte Beziehung mehr zwischen dem Geld und den Produkten.
Ohne Zwang, die erzeugten Produkte verkaufen zu müssen, kann die Landwirtschaft jetzt so betrieben werden, dass der Boden auch für die Zukunft unsere Lebensgrundlage sein kann.

Die Entstehung und Entwicklung von Community Supported Agriculture (CSA)

Die Idee, eine neue Basis für die Landwirtschaft als Grundlage für neue wirtschaftliche und soziale Formen zu entwickeln, entstand in den 60er Jahren im Camphill Village, Copake New York, einer Gemeinschaft für die Betreuung behinderter Erwachsener mit biologisch-dynamischer Landwirtschaft.
Die Idee wurde zuerst an einigen Höfen in Europa verwirklicht und in den 80er Jahren wieder in die USA gebracht. Die Initiatoren Trauger Groh vom Buschberghof und Jan Vander Tuin aus der Schweiz gründeten die ersten beiden CSA-Farmen. Heute gibt es in den USA bereits über 300 CSA-Farmen.
In Europa ist die zukünftige Entwicklung schwer abzuschätzen, zumal CSA einerseits unter verschiedenen Begriffen (wie das „Prinzip der Kostendeckung“ in Deutschland und der Schweiz; „Subscription Farming“ in GB) verbreitet ist. Andererseits gibt es keine Koordinationsstelle, die Kenntnis über alle bestehenden Initiativen hat.
CSA stellt eine Möglichkeit dar, theoretische Überlegungen auf sozialer, ökologischer, ökonomischer, geistiger, rechtlicher, kultureller und pädagogischer Ebene in die Praxis umzusetzen:

Finanzierungsart und Eigentumsverständnis
Die Verbraucher tragen das landwirtschaftliche Risiko mit. Die Festlegung der einzelnen finanziellen Jahresbeiträge der Mitglieder dient zur Deckung der laufenden Kosten des jeweiligen Betriebes. Je nach Witterung und Betriebsbedingungen variieren die Produktmengen, die jedes Mitglied im Laufe des Jahres erhält. Vom Zwang der anonymen, mengenbezogenen Produktion befreit, können die Landwirte sich völlig auf eine qualitative Versorgung ihrer Mitglieder konzentrieren.

Durch diese Finanzierungsart können auch auf kleineren und mittleren Betrieben Arbeitsplätze garantiert werden. Die Verbindung mit Sozialarbeit, wie sie oft praktiziert wird, kann zusätzlich noch Arbeitsplätze schaffen.

Ökologische Kriterien
Abgesehen von wenigen Ausnahmen werden alle CSA-Betriebe ökologisch bewirtschaftet. Eine ausgewogene Versorgung der Mitglieder setzt auch hier eine vielfältige Anbauweise voraus. Weiterhin können durch direkten, regionalen Absatz die Transportwege sehr kurz gehalten werden. Da keine offiziellen Qualitätskriterien gelten und die Produkte direkt an ihre Verbraucher gelangen, können auch Produkte verteilt werden, die über sonstige Vertriebswege nicht mehr abgesetzt werden könnten. Der Ausschuß ist deshalb sehr gering.

Solidaritäts- und Bewußtseinsarbeit
Über unterschiedliche Abmachungen („Jeder zahlt, soviel er/sie kann“, Fehlbeträge können über Mitarbeit ausgeglichen werden) wird versucht, auch einkommensschwachen Personen eine Teilnahme zu ermöglichen. Durch gemeinschaftliche Aktivitäten (Hoffeste etc.) soll der Kontakt innerhalb der Gemeinschaft gestärkt werden. Zum Teil werden auch individuelle Fähigkeiten ausgetauscht – z.B. kann ein Jurist in Rechtsfragen beraten. Exkursionen, Arbeitstage und eventuell begleitender theoretischer Unterricht auf den Höfen sollen einen anschaulichen Zugang für Kinder und Erwachsene zu landwirtschaftlichen Themen ermöglichen.

Trotz der hier genannten Eigenschaften, die häufig bei CSA zu finden sind, ist es wichtig, dass jeder Hof, abhängig von der Zusammensetzung seiner Mitglieder und Betriebsleiter, der Lage, Größe usw. sein eigenes, individuelles Konzept entwickeln muss.

 

Literatur:
Groh, T., 1990: Guidelines – The Basic CSA Concept: Some Guidelines for Getting Started. In: Groh, T. und Mc Fadden, S.: Farms of Tomorrow. Community Supported Farms – Farm Supported Communities. Biodynamic Farming and Gardening Association, Inc., Kimberton.
Janitzki, A., 1989: Eigentum, Besitz und Nutzung in der Landwirtschaft. Versuche eines neuen Umgangs mit Grund und Boden. In: Gengenbach, H. und Limbacher, M.: Kooperation oder Konkurs? Die Landwirtschaft braucht neue Sozialformen. Modelle und Praxis im biologisch-dynamischen Landbau. Verlag Freies Geistesleben GmbH, Stuttgart.
Lamb G.,1994: Community Supported Agriculture, Biodynamics Nov./Dez. 1994, S. 815.
Laird, T. J., 1995: Community Supported Agriculture: a Study of an emerging agricultural alternative. Degree of Master of Science, Univ. Vermont.